No-Burn-out! Blog
04 OktPsychosomatische Gesundheit.
„Bin ich verrückt?“ … fragte mich kürzlich eine Klientin beim Erstgespräch.
Beim vorhergehenden Gespräch mit ihrem Arzt wurden ihre anhaltenden Kopf- und Rückenschmerzen als „psychosomatisch“ diagnostiziert. Im weiteren Verlauf erzählt mir die Frau von täglichen Belastungen (Beruf, Partnerschaft und Kinder) und dass sie auch unter Schlafstörung leidet. Im weiteren Gespräch wird klar, dass sie sich in einer BurnOut-Abwärts-Spirale befindet.
Sehr oft lässt sich das Wort „psychosomatisch“ im Zusammenhang mit Burnout lesen oder hören.
Nach meiner Erfahrung hat jede Erkrankung körperliche und seelische Anteile – und für Betroffene oder Angehörige bringt Wissen allein keine Vorteile oder Aussichten auf Verbesserung.
Beispiel:
Ein Herzinfarkt kann tödlich enden – unabhängig davon, ob er somatisch oder psychosomatisch entstanden ist.
Ebenso wie viele andere psychosomatisch diagnostizierte Menschen, suchte meine Klientin zunächst die Schuld bei sich selbst.
„Existiert die Krankheit nur in meinem Kopf?“
„Habe ich die Krankheit selbst erfunden?“
„Bin ich verrückt?“
…sind typische Fragen, die ich häufig von Betroffenen höre.
Wie entsteht Krankheit?
Über die Entstehung von Krankheit gibt es viele Theorien und Thesen.
Viele Menschen (darunter auch Mediziner) vertreten die Auffassung, dass die genetische Disposition (also das Erbgut) eine große Rolle spielt, wenn ein Mensch krank wird. Andere vertreten die Auffassung, dass Krankheit durch entsprechende Lebensführung vermeidbar oder heilbar ist.
Nach meiner Meinung (und Beobachtung) gibt es bei Krankheit stets eine psychische Seite, die körperliche Schwachstellen akzentuiert und bei zusätzlicher Belastung durch Stress oder Druck wird das Ausbrechen einer Erkrankung begünstigt.
Am Beispiel meiner Klientin wird die Leistung, die ein organisch völlig gesunder Körper vollbringt, um Krankheitssymptome hervorzubringen sehr deutlich sichtbar.
Ist es wichtig zu wissen, wie Krankheit entsteht?
Verbessert sich ihr Wohlgefühl, wenn Sie erfahren, dass sie eine Neigung zum Perfektionismus haben?
Setzt die Heilung direkt ein, wenn Sie erkennen, dass Sie Defizite aus ihrer Erziehung in der oralen Phase erhalten haben?
Meine Meinung:
Verbesserung kann ein betroffener Mensch nur empfinden, wenn er die Ursache seiner Krankheit verändern kann. Da aber viele Ursachen in dem unbewussten Persönlichkeitsanteil verborgen sind, nützt das Wissen allein wenig.
Gesundheit findet ausschließlich JETZT – nicht in Vergangenheit oder Zukunft – statt.
Die Suche nach einem guten Weg, auf dem es dem betroffenen Menschen gelingen kann, seine (unerwünschten) Leiden und Belastungen wieder los zu werden, sollte im Vordergrund jeder Therapie stehen.
Nach meiner Beobachtung ist vorhandenes Schuldbewusstsein für die Heilung eher schädlich und unnütz.
Sehr häufig konnte ich erleben, dass die Bereitschaft, sich auf neue Denkweisen, Blickwinkel und Erfahrungen einzulassen durch eine Erkrankung wachsen kann. Möglicherweise tritt die Krankheit in Zeiten innerer Not auf, um dem Kranken Zeit und Raum zu schaffen, um sich mit sich selbst und eigenen Gedanken, Worten und Taten auseinander zu setzen.
Heilung durch Medikamente?
Nach meiner Auffassung sind viele Medikamente ausschließlich dafür gedacht, um Beschwerden zu mildern und Symptome zu beseitigen. Für akute Schmerzen oder Belastungen ist das ein großer Vorteil. Wenn allerdings der psychische Anteil vernachlässigt wird und unverändert bleibt, könnte es zu einer Verschiebung der Symptome kommen.
Heilung wird erst durch eine ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele möglich.
Fazit:
Wo es psychosomatische Krankheit gibt, muss es im Umkehrschluss auch psychosomatische Gesundheit geben.
Nach meiner Erfahrung ist es für psychosomatische Gesundung entscheidend, die Aufmerksamkeit auf den (erwünschten) Zustand der Gesundheit zu lenken, anstatt wie in vielen Therapien und Heilverfahren üblich, die Krankheit ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Ebenso halte ich den Versuch unangenehme Symptome dauerhaft medikamentös zu verdrängen wenig hilfreich – und ausschließlich sinnvoll, wenn es darum geht, dem Betroffenen zu helfen, die Symptome leichter auszuhalten.
Wie kann eine gute Behandlung von psychosomatisch kranken Menschen aussehen?
In meiner Praxis habe ich sehr gute Erfahrung mit der Tiefenentspannung auf der Alpha-Ebene (Gehirnwellenfrequenz 10 Hz) und anschließender Gesprächstherapie gemacht. Mentale Fähigkeiten unterstützen den Betroffenen bei der Genesung.
- Sehen (erkennen) was ist.
Symptome, psychische Ursachen, Auslöser, Trigger usw. - Sinnliche Vorstellung, wie sich die Situation verbessern soll
Wie möchten Sie sich sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen?
Wie fühlt sich Gesundheit für Sie an?
Woran erkennen Sie, dass Sie gesund sind?
Gedankenbilder mit mentalen Fähigkeiten von Imagination und Visualisierung erzeugen. - Action
Was kann ich tun, um meinen Gesundheitszustand zu verbessern?
Tipp:
Entspannung hilft immer!
In der tiefen Entspannung auf der Alpha-Ebene werden Selbstheilungskräfte aktiviert und gestärkt.
Besser und besser!
Andere vertreten die Auffassung, dass Krankheit durch entsprechende Lebensführung vermeidbar oder heilbar ist.
Das ist doch auch eine Einstellung, die den Perfektionismus und das Leistungsdenken begünstigt. Und den Hochmut der Gesunden.
Neben der Tiefenentspannung sind meines Erachtens auch noch andere Faktoren begünstigend. Oft spricht man ja vom sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modell, d.h. jeder trägt einen bestimmten (individuell großen) „Rucksack“ an kritischen Vorerfahrungen mit und zusätzlich bestimmt die jeweilige, aktuelle Stressdosis, ob eine Belastungsreaktion oder sogar psychische Störung entsteht oder nicht.
Hallo Irene,
vielen Dank für Deine Gedanken. Die persönliche Lebensführung trägt bestimmt zum Gesundheitszustand bei. Beispiel: Wenn ich meinen Körper bewusst mit Alkohol oder Drogen vergifte, schwäche ich die Körperfunktionen und auch Abwehrkräfte. Andererseits gibt es viele Menschen, die sich gesund ernähren und ausreichend Bewegung haben und dennoch krank werden. Leistungsdenken oder Hochmut wäre nach meiner Auffassung hier völlig unangebracht.
Meine persönliche Erfahrung im Umgang mit kranken und gesunden Menschen ist, dass die psychische Verfassung aufgrund der eigenen Vorgeschichte und Erfahrung eine entscheidende Rolle zum Ausbruch einer Krankheit führt.
Die gute Nachricht lautet: Alles verändert sich! …und mit guten und passenden Werkzeugen lässt sich auch bei Krankheit positive Veränderung erreichen.
Viele liebe Grüße aus dem Isartal!
Hallo Psychotherapie München,
vielen Dank fürs Mitdenken und die Ergänzung.
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung im Umgang mit kranken und gesunden Menschen.
Allerdings hilft das Wissen allein noch nichts. Entscheidend für Verbesserung und Genesung sind die Möglichkeiten, den unbewussten Persönlichkeitsanteil, der den Wunsch nach Heilung häufig blockiert, zu erreichen. Aber auch dies gelingt im Zustand der tiefen Entspannung sehr gut und zeigt positive Wirkung bei den Betroffenen.
Sonnige Sonntagsgrüße aus dem Isartaler Regen!
Die Gedanken deiner Klientin hatte ich auch schon. Wenn einem ständig gesagt wird, „Sie haben nichts.“, fängt man schnell an, an sich selbst zu zweifeln. Mir hat dann eine Ostehopatin geholfen. Meine Beschwerden (Kopfschmerzen und Übelkeit) kamen von der HSW. Nach einigen Behandlungen war der „Spuk“ vorbei. Jetzt mache ich täglich Übungen und gönne mir eine kleine Auszeit. Bin froh aus dem Teufelskreis raus zusein.